Tageszeitungen „Dolomiten“ und „Alto Adige“

von Sarah Oberbichler

Dissertationsprojekt: Wahrnehmung von Migration in den Tageszeitungen

Die Dissertationsschrift umfasst eine breite Rekonstruktion der Wahrnehmung von Migration und Migrant_innen in den Südtiroler Parallelgesellschaften und der sehr spezifischen Südtiroler Situation über drei Jahrzehnte hinweg. Denn in Südtirol steht die „neue Minderheit“, wie Migrant_innengruppen in Südtirol genannt werden, den bereits etablierten, autochthonen Minderheiten – den Deutschsprachigen, den mit ihnen verbundenen Ladinischsprachigen und den Italienischsprachigen – gegenüber. Mittels quantitativer und qualitativer Medienanalyse (Argumentationsanalyse) wurden die deutschsprachige „Dolomiten“ und die italienischsprachige „Alto Adige“, (beide repräsentieren die jeweilige Sprachgruppe) nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Argumentation über Migration und Migrant_innen untersucht. Die durch das Projekt entstandene Dissertation gibt Aufschluss, wie  Migrant_innen in diesem besonderen Setting repräsentiert und wahrgenommen werden und ob ein differenzierter Diskurs beider Sprachgruppen vorhanden ist. Ergänzt wird die Medienanalyse durch die Auswertung von Archivmaterial, Landtagsprotokollen sowie statistischen Daten. Dadurch ist ein kontextueller Rahmen zu den einzelnen Diskursen geschaffen worden, wodurch erstmalig historische Einblicke in die Migrationsgeschichte Südtirols gegeben werden können.

alto-adige

 

dolomiten

Die Forschungsfragen

  • Welchen Stellenwert nehmen die Migrant_innen und die dadurch gewachsenen „neuen“ Minderheiten in Südtirol, als einem „von Minderheiten bewohnten Gebiet“, ein? Welcher Raum wird ihnen zugesprochen? Wie werden sie von deutsch- und ladinischsprachiger Seite unterschiedlich wahrgenommen? Wie werden sie thematisiert, politisiert, instrumentalisiert?
  • Ist ein differenzierter Diskurs vorhanden und wenn ja, wie sieht dieser aus? Inwiefern wird in den Berichterstattungen eine Bedrohung des besonderen Südtirol-Modells durch die Zuwanderung ausländischer Bürger gesehen und inwieweit wird damit das etablierte Arrangement durcheinander gebracht?
  • Ab wann wird Migration ein öffentlich diskutiertes Thema und in welchem Kontext? Welche politischen und historischen Ereignisse (regional, national, international) beeinflussen die Wanderungsbewegungen?
  • Wie wirkt sich die Zuwanderung auf die ethnische Debatte in Südtirol aus? Wie wirken sich die historischen Konflikte (Italianisierung, Majorisierung) auf die Zuwanderung aus?